Arvumer Herold - Ausgabe [3]

Titelbild: Vestigarer Truppen bereiten sich auf den Marsch vor!
*Der Arvumer Herold ist eines der bekanntesten Nachrichtenblätter Ecadias, neben den wortwörtlichen Herolden, die Nachrichten auf Marktplätzen verkünden gibt es auch noch das Arvumer Abendblatt, das es aber wohl nicht bis auf die Insel geschafft hat. Die Ausgabe hängt in der Taverne aus scheint bereits gelesen worden zu sein, anscheinend wurde die Ausgabe von Hand angefertigt*
Krieg!
Zum ersten mal seit 500 Jahren schallt das Wort durch die Lande! Krieg! An jeder Ecke wird vom Kriege berichtet!
Vor kurzem kam es auf dem offenen Meer zum Zusammentreffen eines vestigarer Luftschiffes, der "Arc Aes", der "Bronzenen Arche" und einer kleinen kryosischen Flotte von drei Schiffen.
Auf bislang unbekannte Art und Weise versenkten die Kryosi das Luftschiff und verzichteten darauf Überlebende an Bord zu nehmen, Ausrüstung derer man sich habhaft werden konnte wurde eingeschmolzen, ein symbolischer Akt.
Es waren wohl die immer weiter ausufernden Konflikte um die Marmorwüste, die diesen tragischen Vorfall nun nach sich zog. "Das Zahnrad dreht sich nur, bis es schließlich bricht", äußerte sich der vestigarer Hochherr Zagireus vor dem Herold. Zuvor war ein Raubzug der Kryosi durch von Vestigar beanspruchtes Gebiet mit der Versklavung eines ganzen Außenpostens geendet. Zwar sollte eine Zusammenkunft aller Herrschenden im Tempelbezirk Arvums die Spannungen zwischen den Staaten lösen, jedoch kam es nicht mehr dazu.
Es wird sich zeigen, ob die Kryosi der bronzenen Kriegsmaschinerie der Vestigarer standhalten können - Man darf sich zurecht davor fürchten, welche Waffen die Schlachtfelder unserer Zeit bestimmen werden. Beobachter berichten davon, dass selbst dampfende Maschinen, größer als ein Mann, ihren Weg gen Kryos antreten.
Kryos antwortet auf die Kriegserklärung!
"Bei meiner Ehre", schreibt uns der Vorsprecher der kryosischen Stadtversammlung, Ziyad Kryasi, "Wir weisen jede Unterstellung eines Angriffes entschieden zurück! Keine kryosischen Schiffe befuhren diese Gewässer, es ist eine blanke Lüge der Vestigarer sich nun auch noch unsere Wüste zu nehmen um uralte Ruinen auszuplündern! Ich schwöre bei Gott, eines Tages wird das Heer Kryos Vestigar einschmelzen! Wir fürchten uns nicht vor diesen rot gewandten Kriegstreibern und ihrem uralten Metallschrott!"
Die uralte Drohung Vestigar, die riesige Stadt aus Stein und Metall, "einzuschmelzen" wurde nicht zum ersten mal ausgesprochen. In der kryosischen Gesellschaft erfreut sich diese demütigende Aussage großer Beliebtheit gegenüber der Vestigarer, in den letzten Wochen fiel der Satz immer wieder. Keiner kann voraussagen welchen Verlauf der Krieg nehmen wird, nie standen sich die Heere der Stadtstaaten in so einem Ausmaß gegenüber, wie es erwartet wird. Beobachter aus Arvum und Kantorgrad erwarten, dass Kryos große Teile seines Sklavenheeres gegen die Vestigarer aufhetzen wird, um somit einen Vorteil gegenüber der technisch weit überlegenden Stadt aus Bronze zu erlangen.
Die stärkste Waffe der Kryosi wird aber wohl die Marmorwüste selbst sein - Im beginnenden Sommer steigen die Temperaturen dort auf ein geradezu höllisches Maß an, in der Nacht sinken die Temperaturen bis zur bitteren Kälte.
"Schändlicher Bruderkrieg! - Arvum verurteilt die Eskalation!"
Der hohe Rat von Arvum verurteilte die Geschehnisse des Südens ein weiteres mal. In einer Rede wand sich Harald von der Salzershöh der gesamten Stadt zu, ein Auge des Herolds war dabei und schrieb die gewichtigen Worte des Nachmittags nieder:
"Meine Brüder, meine Schwestern!
Hier stehe ich heute, wo vor etwas mehr als fünfhundert Jahren Videris an Land ging, um der geeinten Menschheit eine neue Heimat zu schaffen. Eine Heimat des Friedens, eine Heimat des Wohlstandes. Wir bewiesen uns gegen die Aschhäute im Äußeren und überwunden zusammen die Probleme im Inneren, jedes mal traten wir als Sieger hervor - Gemeinsam, unter einem größeren Ziel als dem, uns gegenseitig die Stiefel ins Gesicht zu drücken um ein wenig höher zu stehen als der Andere!
Für viele scheinen diese Tage des Altertums lange zurück zu liegen, doch die Geschichte spielte sich genau hier ab, auf dem Platz, auf dem wir heute stehen! Keine hundert Schritt von hier entfernt liegt unser ewiger Herrscher aufgebahrt auf seinem goldenen Throne, zwar sind seine Augen lang zu Staub verfallen, doch sieht er immer noch, welche Schande wir ihm heute bringen! Nach seinem Tode rief Iverssen das Orakel die Prophezeiung aus, dass Geschichte sich wiederholen würde. Wir deuteten es damals wohl falsch, denn heute trat diese Prophezeiung ein - Wie schon damals Videris von einem seiner engsten Vertrauen, ja seinem eigenen Schwerbruder, getötet wurde, so findet heute wieder ein neuer Krieg unter Brüdern statt!
Seht euch doch an, welches Leid ihr bereits über alle von uns brachtet, welche Trübsal euer Handeln Familien aufzwang. Beendet dieses sinnlose Schlachten noch ehe es beginnt, seid keine Narren die eine Tat begehen, obwohl der Fehler in ihr so hell ist wie die Sonne!
Ich beschwöre euch - Zügelt euch und verhindert diesen schändlichen Bruderkrieg!"
Die Rede wurde unter tosendem Applaus entgegengenommen. Welche Wirkung diese Worte haben wird sich jedoch erst noch zeigen müssen.
Kryos bereitet sich vor!
Wie uns aus Kryos berichtet wurde, machen sich die Folgen der Kriegserklärung dort bereits bemerkbar. Die Größe der "Tausend Söhne" wurde beinahe verdoppelt, die Stadtmauer verstärkt. Als Reaktion auf den umgehenden Witz, dass "Es jetzt die zweitausend Söhne seien und bald nur noch fünfhundert" und "Die älteren Herren schon einmal neuen Nachwuchs zeugen sollten" wurden 20 Sklaven hingerichtet, entsprechend angespannt scheinen die Gemüter zu seien. Gegenteilig erweist sich jedoch die Aussage des Stadtsprechers Zahur Ghazali, der gegenüber dem Arvumer Herold versicherte, dass kein Vestigarer jemals auch nur an die Stadtmauern herangelangen würde. Stattdessen würde man die uralte Drohung, Vestigar einzuschmelzen, endlich wahr machen.
Zudem soll eine Parade wohl Stärke zeigen - Die Straßen waren heute gesäumt mit teuren Tüchern und Reihen von barfüßigen, angeketteten Sklaven, dazwischen ritten die Kamelreiter, marschierten junge Soldaten in prächtigen, im Sonnenlicht glänzenden Uniformen, und sogar eine neuartige, rohrartige Vorrichtung zum verschießen von schweren Eisenkugeln wurde vorgeführt.
Kantorgrader Metfest!
Von den Vorgängen in der sonstigen Welt scheint man im nördlichen Kantorgrad allerdings kaum etwas zu spüren. Hier wurde der "Größte Met der Welt" gebraut, wie es in der letzten Ausgabe angekündigt wurde. Ein gigantischer Holzkrug wurde mit mehreren hundert Litern Met befüllt, ein jeder kann mit einem kleineren Krug aus ihm schöpfen und sich das goldene Gebräu zu Munde führen! "Es schmeckt wirklich ausgezeichnet! Die Stimmung ist erheitert, ein jeder sieht diesem Treiben mit Begeisterung zu.", berichtete unser Mittelsmann. Mehrere Zentner Honig sollten dem Met eine wahrlich mundende Süße geben, besondere Proben wurden in alle Stadtstaaten geschickt, damit diese sich von der Braukunst der Nords überzeugen können.
Aber auch der Krug selbst ist ein wahres Kunstwerk. Zahlreiche Runen verzieren ihn, wer einmal um ihn herum geht kann die ganze Geschichte der Stadt anhand kleiner, ins Holz eingeschnittener Bilder erkennen. Wenn der Met getrunken wurde, so Braumeister Kargisson, soll der Krug zersägt und einzelne Elemente als Dekor für gut betuchte Bürger verkauft werden.
Handel bricht ein!
Besorgniserregende Nachrichten erreichen uns auch aus Arvum!
Nach Berechnungen des Handelshauses "Oltmanns" nahm die Menge an gehandelten Waren am Arvumer Handelshafen kurz nach der Kriegserklärung um knapp 1/3 ab. Entsprechende Unruhe macht sich unter den Hafenarbeitern der Stadt breit, denn ohne Arbeit können sie ihre Familien nicht ernähren. Es wird erwartet, dass der sonstige Zustrom an Luxuswaren aus Kryos alsbald wieder aufkommt.