Arvumer Herold - Ausgabe [3]

Titelbild: Die Schlacht bei Rak'Arzyn!


*Der Arvumer Herold ist eines der bekanntesten Nachrichtenblätter Ecadias, neben den wortwörtlichen Herolden, die Nachrichten auf Marktplätzen verkünden gibt es auch noch das Arvumer Abendblatt, das es aber wohl nicht bis auf die Insel geschafft hat. Die Ausgabe hängt in der Taverne aus scheint bereits gelesen worden zu sein, anscheinend wurde die Ausgabe von Hand angefertigt. Mit jeder neuen Ausgabe scheint die Auflage stärker zu werden.*



Schlacht bei Rak'arzyn!

Wie uns von Daniel Weitschritt, einem Beauftragten des Arvumer Herolds, berichtet wurde, trug sich am 10.05. dieses Jahres die Eröffnung der Schlacht um Rak'Arzyn zu. Nur hier erwartet euch der volle, originale Text aus seiner Depesche!


"Hier, gut 120 Meilen südlich von Vestigar, 80 Meilen vor Kryos, liegt Rak'arzyn, eine von Sand fast begrabene Ryzantiruine, die vom Zahn der Zeit nahezu unberührt scheint. Eine Anlage, vielleicht 400 mal 200 Fuß breit, deren ursprünglicher Sinn wohl tief unter dem Sande begraben liegt ist unser Lager, die hohen Hallen der ehemaligen Werkstätte spenden uns Schatten, überall tun sich Abgründe im Sand auf, wo es einst in die bedrohliche Tiefe ging, die das vergangene Volk so gern bewohnte.


Allerlei Vestigarer treiben sich zwischen uns herum. Ballistarii, die alte Mäuerchen und über den Sand ragende Türme bezogen haben, um Ausschau nach dem Feind zu halten, Archäologen, die versuchen in der kurzen Zeit, die wir hier rasten wenigstens einige Artefakte aus den Tiefen zu bergen, Maschinisten, die ihren ganz eigenen Kampf führen um die furchterregenden Konstrukte, die der Armee als Lasten"tiere" dienen, davor zu bewahren durch den in sie eindringenden Sand den Geist aufzugeben und schaulustige, die den Tross begleiten. Das Heerlager, das sich in die Ruine gepresst hat, umfasst vielleicht 3500 Menschen, größtenteils Männer, aber auch Frauen sind unter den hier rastenden zu sehen. Ihnen voran steht der Vestigarer Hochherr Balesteus, ich konnte einen kurzen Blick auf ihn erhaschen, als der Kriegsrat zusammentrat. Er ist mehr Maschine als Mann, vergrößert durch immer mehr uralte Artefakte, aus seinen Lungen hört man ein mechanisches pressen und saugen - Viele der oberen Ränge, die ihn begleiten, scheinen diesem Ideal zu folgen, einige haben goldene Fäuste oder ihnen ragen schlangenartige Konstrukte aus dem Rückgrat, mit denen sie Gegenstände halten.


Rote Roben heben sich überall vom Sande ab, für mich als Arvumer ist der Anblick fremd, und es ist nur schwer vorzustellen, dass es eine ganze Stadt an diesen Menschen geben soll. Ihnen allen hängt eine enorme Entschlossenheit an, wie mit der unerbittlichen Kraft, die ihre Maschinen ausstoßen, scheinen sie nur einem einzigen Ziel zu folgen - Kryos in die Schranken zu weisen. Nicht einmal die brennende Wüstensonne scheint sie davon abhalten zu können, von außen sieht es hier aus wie in einem Ameisenhaufen.


Als die Mittagssonne am höchsten steht, das hat man hier schnell gelernt, verkriecht man sich lieber in das Innere der Ruinen. Ob Vestigar oder Kryos, die wahre Herrscherin der Marmorwüste bleibt die Sonne. Es ist unerbittlich heiß, die Butter, die ich mir mitbrachte ist schneller zerronnen als ich daran denken konnte sie ins Kühle zu bringen. Nur die gelegentlich aufkommenden Wüstenwinde durchbrechen während dieser Zeit die Kulisse, alles Treiben ist für einige Stunden abgeflaut. Die Ruhe vor dem Sturm.


Gegen 15 Uhr meldete man, dass ein feindliches Heer am Horizont gesichtet wurde. Schnell trat der Kriegsrat zusammen, man wollte die Kryosi auf sich zukommen und an den Bollwerken der alten Ruine abnutzen lassen. Die erste große Schlacht nach über 500 Jahren Frieden sollte hier und heute stattfinden. Als die Kryosi nahe genug herankamen, damit die Lichtblitze der uralten Gewehre sie treffen konnten, da offenbarte sich mir der ganze Horror, der uns so lange erspart geblieben war.


Hunderte Reiter auf Kamelen kamen nahe an die Ruinen heran, sie waren für die Wüste wesentlich besser gerüstet als wir - Sie schossen ihre Pfeile mit fürchterlicher Genauigkeit vom Rücken der Tiere, wo sie nicht auf Rüstungen trafen offenbarte sich sofort, dass die Medici die das Heer begleiteten nicht ausreichten um sich um so viele Verletzungen gleichzeitig zu kümmern. Wo die Lichtblitze der uralten Gewehre auf die Reiter trafen, da fielen sie von ihrem Tier, die Haut gezeichnet wie von einem Blitzschlag. Aber dieser Reiterei, sie waren das Edelste, was ich jemals neben dem großen Tempel zu Arvum gesehen habe. Es waren Kryosi, gehüllt in Leder und Gold, Ornamente der hohen Häuser aus denen sie stammten verzierten auf Schultern, Helm und Brust den blanken, hochpolierten Stahl, die Helme geschmückt mit Federn und goldenen Insignien, ein jeder schien eine ganze Waffenkammer bei sich zu tragen.


Dieses Scharmützel, bei dem die Kryosi in einem großen Kreis um die Ruine ritten und ihre Pfeile schossen, dauerte vielleicht eine halbe Stunde an, dann sah man deutlich ein Dutzend Kolonnen von vielleicht 200 Mann näher rücken. Sie sahen nicht einmal halb so edel aus wie die Reiter, es waren Sklaven, bewaffnet mit dem, was übrig blieb, jede Rüstung schien für sie zu teuer, stattdessen trugen sie lange Roben und feuchte Bandagen um den Kopf, an den Füßen nicht mehr als Schlappen aus Bambus. Jede dieser Kolonnen wurde von einem Vorseher, offenbar einem hohen Kryosi, in die Ruine hinein gehetzt, der Hass auf die Vestigarer musste wohl größer sein als auf ihre eigenen Häscher.


Sie strömten geradezu in die Hallen, Gassen und Ruinen ein, lieferten sich Kämpfe mit den so viel besser gerüsteten Vestigarern. Was ihnen an Ausrüstung fehlte, das machten sie wahrlich durch ihre Entschlossenheit und besonders ihre Anzahl wieder wett - Einmal hätte mich beinahe selbst solch ein Wüstenschrecken erschlagen, doch eines der Konstrukte der Vestigarer, so ein dampfender Koloss, schlug den Angreifer quer durch die Halle, er regte sich nicht mehr.


Hier drin waren diese Maschinen weitaus effektiver als draußen, wie ich später hören sollte war gar ein Konstrukt zwei Stunden lang zwei Reitern gefolgt, die im Kreis um es herum ritten.


Links und rechts, oben und unten wurde in der uralten Ruine gekämpft, Menschen verschwanden in den uralten Schächten und wurden nicht wieder gesehen, einmal war ich Zeuge davon, wie sich mitten in einem Kampf in einer Gasse der Boden auftat, und dreißig Mann auf einmal verschluckt wurden. Die Kryosi drohten schon die Vestigarer in einzelnen kleinen Bereichen zu schlagen, aber sie hielten sich tapfer - Umso tiefer die Kryosi eindrangen, desto zahnbewährter wurde der Widerstand der Vestigarer, die sich immerhin nicht zurückziehen konnten! Schlussendlich wurden die Kryosi wieder aus der Ruine herausgeworfen, und in Anbetracht der eiskalten Nacht zogen sie sich wieder in ihr Heerlager zurück.


Die Verluste auf beiden Seiten waren, sofern es sich von mir einschätzen lässt, bitter - Die meisten Vestigarer waren im Nahkampf gestorben, ein hoher Offizier, solch einer mit den langen Schläuchen aus dem Rückgrat, die ich nicht anders zu beschreiben weiß, wurde später im Pulk von kryosischen Sklaven gefunden, denen er sich wohl bitter zur wehr gesetzt hatte. Von den gut gerüsteten Kryosi wurden kaum welche gefunden, die meisten Toten, die sie zu beklagen hatten, waren die schlecht gerüsteten Sklaven. Kurioserweise versuchte ein jeder von ihnen, den die Vestigarer gefangen nehmen konnten, zu entkommen und nicht die neu erhaltene Freiheit auszukosten.


Der einzige hohe Kryosi, den man fand, tötete sich selbst, ehe er gefangen genommen werden konnte - Ich bin mir wahrlich nicht sicher, ob man gegen einen solch entschlossenen Feind siegen kann.


Und auch, wenn die Vestigarer von einem Sieg berichten, so muss ich doch sagen, dass man diese Schlacht schwerlich einen Sieg nennen kann. Hunderte fanden den Tod, nichts wurde erreicht. Es schien eher so, alsob sie Kryosi austesten wollten, ob die Vestigarer so hart zuschlagen können, wie sie behauptet haben."



Bericht aus Vestigar!

Der Arvumer Herold verkündet auf Wunsch der Vestigarer folgende Schlagzeile:


Bericht aus Kryos!

Der Arvumer Herold verkündet auf Wunsch der Kryosi folgende Schlagzeile:



Seegefechte in der grauen See!

Die graue See ist in diesen Tagen gefährliches Fahrwasser - Seit Beginn des Krieges machen Vestigarer Luftschiffe jagt auf kryosische Handelsschiffe, die seitdem mit Ballisten ausgerüstet werden.

Schon ein halbes Dutzend Schiffe sollen diesem Katz-Und-Maus Spiel zum Opfer gefallen sein, vor kurzem wurde nahe Talstädt ein Schiff zerstört, nach den Aussagen einiger Überlebender sorgten sich die Vestigarer nicht um Ertrinkende und die, die sie gefangen nahmen drohten sie zu erschießen. Der in der Region agierende Hochherr Zagireus, Kommandant des Luftschiffes "Arc Vestigaris" wies diese Anschuldigungen zurück.


"Das ist eine blanke Lüge - Sie haben versucht unser Luftschiff von innen heraus zu sabotieren, deshalb lesen wir nur noch wenige Schiffbrüchige auf - Außerdem haben wir nicht so viel Platz, würden die Kryosi damit aufhören jeden Händler zum Kämpfer für die eigene Sache zu machen, dann wäre es nie so weit gekommen."


Bislang sei es nicht gelungen ein Luftschiff abzuschießen, der kryosische Admiral Zheng drohte aber mit Vergeltung. "Unsere besten Mechanikus arbeiten bereits an einer Möglichkeit diese Drachen vom Himmel zu holen!"



Kryosisches Seidenembargo!

Schneider sollten sich eindecken, denn in Zukunft dürfte die Seide aus Kryos deutlich teurer werden!

"Wir benötigen die Seide dringend für die Kriegsanstrengungen unserer Bewegung, zudem meldeten sich viele Sklaven der Seidenfarmen zum Dienst in unserem glorreichen Heer", heißt es dazu aus Kryos. Arvumer Kreise setzen diese Zurückhaltung der Ware verärgert mit einem Embargo gleich, zukünftig sollen Gespräche darüber stattfinden, ob nicht zumindest ein kleiner Teil der Seide exportiert wird.

"Das ist unerhört! Wir leiden unfassbar unter dem Kriege!", äußert sich dazu Ludmila vom Tempelberg in einer kurzen Befragung. "Wenn wir uns unsere Seide nicht mehr leiden können, wo kommen wir denn da hin?". Angeblich soll Ludmila für ihre Äußerungen am selben Tag noch von einigen Pöblern der Stadt mit Schweinekot beworfen worden sein, es fiel die Frage "Ob sie denn sonst keine Probleme habe".



Kulinarische Erfindung in Kantorgrad - Mammutmozzarella!

Es heißt in diesen Tagen, dass nur in Kantorgrad die Welt noch in Ordnung sei. Und anscheinend haben die Leute Recht!

Uns erreichte heute, gekühlt in einer Kiste voller Eisschnee aus dem Serinen-Gletscher, eine Kugel Mammutmozzarella. Diese kulinarische Neuheit, die auf dem Arvumer Mozzarella basiert, wird, wie der Name sagt, aus der Milch von Mammuts hergestellt. "Es ist eine wahre Köstlichkeit", schwärmen die Köche von Arvum. Im Biss ist der Mammutmozzarella weitaus härter, der Geschmack wird von vielen als überwältigend beschrieben.


Schon nach so kurzer Zeit sagt man den kleinen, weißen Kugeln viele Eigenschaften nach. So soll er bei Erkältung, Durchmarsch oder gar der Gicht helfen. Der Erfinder des Käses, Rudolf Wonkelson, will schon bald damit beginnen größere Mengen nach Arvum zu exportieren.



Religiöse Spannungen in Arvum!

"Lasst von euren Sünden ab, die Endzeit ist gekommen!", tönt es durch die Straßen Arvums. Die Bruderschaft Mortis, Anhänger der Vorstellung, dass der vor vielen hundert Jahren stattgefundene Einschlag des kleinen Mondes "Mortis" eine Strafe der Götter gewesen sei, predigt wieder.

Die Flagellanten der Bruderschaft, die ihren Sitz in der schwarzen Feste auf dem Kreideberg haben, versuchen seit Kriegsbeginn die Bürger der Stadt von ihren Thesen zu überzeugen. Besonders bei den derzeit schlecht gestellten Hafenarbeitern haben sie damit Erfolg. Aus zweifelhaften Quelle kommen ebenso Bemerkungen darüber, dass die Bruderschaft Nachts Händler entführen würde, die sich am derzeitigen Kriege bereichern, um sie dann vor ihr eigenes göttliches Gericht zu stellen.


Ob es sich dabei nur um Gerüchte handelt, oder die Bruderschaft wirklich versucht ihre eigene Gerichtsbarkeit auszuüben wird die Zeit zeigen.