Ein Brief an Schwester Alma Part 2

  • *ein eingerollter Brief - zugeschnürt mit einem weißen Band und versiegelt mit rotem Wachs - erreicht Alma in der Kapelle Vyrnheims. Neben dem Brief wird sogar ein kleiner Strauß an weißen, schönen Pfingstrosen, duftenden Lavendel und kleinen hellfarbigen Dahlias, sowie vereinzelte Vergissmeinnicht zusammengebunden an Alma weitergereicht. Der Brief selbst riecht nicht nur nach den Blumen, sondern hier und da auch sachte nach Kräutern und frischer Erde, doch im Ganzen sieht er noch ordentlich aus. Auch diesmal kann man sehen, das Elenor sich bemüht hat ordentlich und klar zu schreiben, damit man es überhaupt entziffern und lesen kann* Rian.


    Liebste Alma,


    wir haben uns schon lange nicht mehr gehört, nicht wahr? Nun, einerseits wollte ich dich nicht wegen meinen Gedanken und Sorgen bei deinen Lehren stören, und andererseits ist wieder einiges passiert, weshalb ich nicht schon Wochen oder gar Monate zuvor schreiben konnte. Doch bevor ich dir erzähle, welche Neuigkeiten sich ereignet haben, so würde ich gerne wissen, ob es dir gut geht. Sicherlich siehst du schon Vyrnheim als dein zweites Zuhause an, oder? Kommst du denn gut voran? Ich würde so gerne mit dir über alles reden, was du schon lernen konntest, doch da muss ich mich noch gedulden.


    Gerade schreibe ich diesen Brief im Heilkräutergarten und lasse all meine Gedanken vor mir schweifen, während die Kräuter neben mir fröhlich zum Himmel hoch wachsen. Nun, da hast du schon eine Neuigkeit - ich durfte einen Heilkräutergarten aufziehen, um so einfacher die richtigen Heilmittel für die Kranken herstellen zu können und damit ich sie genauer studieren kann. Sogar für das Badehaus sind sie praktisch, welches du unbedingt besuchen musst, da es seit meinem letzten Schreiben renoviert wurde. Die Blumen, die ich dir mitgeschickt habe, stammen vom Blumengarten im Klostergarten ab, welche ich mit dem Bischof pflege und achte. Sie sehen so wunderschön aus, als hätten die Engel die Erde für sie gesegnet. Und ich hoffe, sie gefallen dir ebenso wie mir.


    Nach dem Angriff auf Erzlingen hat der Orden sich um die Bewohner gekümmert und wir haben stets Essen, Kleidung und ähnliches bereit gestellt. Wir haben auch einen kleinen Neuzuwachs an Bewohnern bekommen, jedoch weiß ich aber nicht, wo sich die Hälfte von ihnen schon wieder befindet. Doch du wirst staunen, denn die neue Taverne steht schon für baldige Gäste bereit, sowie die teils anderen neuen Gebäude, die schon fertig erbaut wurden. Es blüht auf - langsam, aber dafür mit Hingabe und viel Fleiß. Es ist gerade etwas ruhig in unserer bescheidenen Stadt, doch es wird bald ein Sturm aufziehen. Die Wache hat eine neue Kommandantin erhalten, die schon angekündigt hat Hagen endlich die Stirn zu bieten und für all seine schändlichen Taten zu strafen, welche er nicht nur uns, sondern auch den anderen Dörfern angetan hat. Bei dieser Schlacht werde ich dafür beten, das du dich in Sicherheit befindest und das es so schnell wie möglich vorbei sein wird. Ich möchte dir ungern Sorgen bereiten, aber bei so einer Schlacht werde ich wohl mitziehen müssen - als Medica, um die Verletzten so schnell wie möglich zu heilen.


    Nicht nur mein Können als Heilkundlerin sollen mir helfen, auch die Engel sollen mich bei dieser schwierigen Zeit schützen und leiten. Ich habe zudem endlich meine Priesterweihe erhalten, als ich mit dem Abt für drei Monate nach Kronburg reiste, um mich dort meiner Prüfung zu stellen. Die Engel und der Herr haben mein Können anerkannt und mich gesegnet und nun trage ich meinen Titel als Priesterin mit Würde und Stolz, sodass ich unserer Gemeinde mit ihren besten Willen beschützen und helfen kann. Ich muss dir so vieles über die riesige Hauptstadt erzählen, sie war erstaunlich! Ich musste nach der Weihe so viel lernen, das mich einige Priester einschlafend in der Bibliothek auffanden, da ich so vertieft in die Bücher war. Sogar der Abt hat seine Weihe als Bischof erhalten, der nun seit unserer Rückkehr noch beschäftigter ist als vorher. Neben den Weihen erhielten wir Unterstützung von den Bischöfen der verschiedenen Klöster, sie werden uns nämlich einige Liturgien und Lehren der Engel zuschicken, sowie eine spendable Summe überreichen, sodass wohl bald eine gottesfürchtige Kathedrale steht, zu der wir alle aufschauen können. Dich wird also bald einiges erwarten, liebste Schwester!


    Owain geht es soweit gut - mehr als gut sogar. Er hat endlich eine neue Schmiede und ein neues Haus, wo er nun tagein und tagaus arbeitet. Ich versuche zwar, ihn daran zu erinnern, sich genügend auszuruhen, doch du kennst ihn - er zieht einfach seine Arbeit durch. Ich achte weiterhin auf ihn, sodass er sich nicht komplett verausgabt. Seine Arbeit macht sich aber bezahlt, denn ich bin jedes Mal begeistert über seine Werke, die du schon bald selbst bestaunen kannst. Er möchte ebenso seinen Meistertitel erlangen, welches er mit zuversichtlicher Gewissheit mit Leichtigkeit erlangen wird.


    Schwester Flora war noch vor dem Angriff wieder auf Reisen, kam aber vor einigen Wochen wohlauf und munter zurück, da sie nun weitere Bücher mit neuen Erkenntnissen verfassen und studieren kann. Mir selbst geht es, nun, eigentlich ganz gut. Ich konzentriere mich auf meine Lehren und helfe den Bürgern aus. Mit Arthur läuft es inzwischen besser und wir lieben uns. Er zeigt sich noch zurückhaltend in der Öffentlichkeit, doch ich hoffe, das sich dies langsam legen wird. Sei unbesorgt, denn ich bin tatsächlich glücklich mit ihm und er arbeitet an sich. Vielleicht können einige Ratschläge von dir und Owain ihm weiterhelfen, so wie ihr euch voller friedlicher Liebe und Glückseligkeit zeigt, das sich doch keiner dabei schlecht zeigen oder gar fühlen kann. Leticia (die Rekrutin) sehe ich nun auch endlich wieder und wir sind ziemlich gute Freunde geworden, wenn nicht sogar sehr gute (wenn sie sich mal endlich öfters blicken lässt).


    Ich werde mich trotz allem weiterhin auf meinen Pfad konzentrieren und versuchen, das Licht nicht nur um mich zu spüren, sondern auch noch stärker leiten zu können. Je weiter ich voranschreite, desto mehr erkenne ich, wie viel ich doch schon erfahren habe und wie viel mir immer noch bevor steht, denn ich bin gleichzeitig weiterhin noch so unwissend. Ich versuche durch Meditieren und Lernen dem Herrn näher zu kommen, aber er scheint immer noch so weit weg zu sein, obwohl er mit seinen Engeln mich mit seiner Wärme umhüllt. Ich merke zudem, wie sehr mir die wichtigen Menschen auf meinen Pfad fehlen, die mich doch motivieren und vorantreiben. Denn mir fehlt die Zeit, wo wir Schwestern zusammensaßen und uns stärkten, gemeinsam lachten und uns unter die Arme griffen. Zum Glück habe ich Arthur an meiner Seite, der meine Gedanken beruhigt und mich weiter vorantreibt.


    Deine Abwesenheit wird jeden Tag erdrückender und auffälliger, aber ich weiß, das du bald mit deinem heiteren Lächeln uns wieder alle grüßen wirst.


    Ich wünsche dir noch viel Erfolg und jeden Segen der Engel, die dich wohlig in ihre Arme schließen und weiterhelfen. Ich erwarte deine Ankunft mit voller Freude und Wohlwollen.


    Deine Schwester,


    Elenor

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