*Dem Hafenmeister wird ein, in feinster Handschrift verfasster Brief, mitsamt ein paar Silbermünzen in die Hand gedrückt, um jenen an die Grenze zwischen Nordgard und der Grenzmark zu bringen. Im Briefumschlag befindet sich ein getrocknetes Veilchen*
Lieber Sirius!
Ich hoffe du bist noch nicht gefallen, dort oben im Norden, beim Kampf gegen die Haiden.
Wie schon so oft schreibe ich dir, um deinen Rat zu suchen.
Es fehlen mir deine ehrlichen Worte welche du, frei von den oftmals zurückhaltenden Regeln unseres Ordens, mit mir geteilt hast.
Genauso vermisse ich deine Ratschläge, sich für das Richtige einzusetzen und es mit ganzer Kraft umzusetzen.
Gerade in letzter Zeit streift mir immer öfter jener Satz durch den Kopf,
welchen du unzählige Male zu mir sagtest als ich noch unter deiner Fittiche war
und nicht wusste was Recht und was Unrecht ist.
“Folge stehts dem Ruf deines Herzens und leite es mit dem richtigen Weg, welchen dir dein Verstand vorgibt.“
Noch heute sind es diese Worte welche mir so manche Entscheidung vereinfachen.
Erinnerst du dich noch an den Brief über den wir bei meinem letzten Besuch in der Grenzmark gesprochen hatten?
Damals als ich an meinen Bruder geschrieben habe?
In den letzten Wochen sehe ich mir immer öfter dabei zu, dass ich erneut Zeilen an ihn verfasse, nur um diese gleich an Ort und Stelle wieder zu zerreißen.
Hier auf der Insel fernab des Trubels habe ich reichlich Zeit zum Nachdenken.
Du kennst mich und meine Gedanken ja.
Einerseits habe ich es satt davonzulaufen, andererseits sollte man schlafende Hunde bekanntlich nicht wecken.
Dieses Mal hilft mir dein weiser Leitsatz nicht weiter.
Das Herz will nach Helyrien, der Verstand bleibt jedoch hier.
Doch wie immer wird der Verstand ein weiteres Mal gewinnen.
Bitte schreibe mir zurück.
Du bist der Einzige der mich kennt.
Der Einzige der mich je verstand.
Liebe Grüße,
deine Flora
