Ein Brief an den Baumeister du Villeaux

  • *ein langer Brief wurde komplett auf soleyisch verfasst und man merkt, das die Verfasserin sich Mühe machte es leserlich zu schreiben neben den wenigen leicht unklaren und der sehr geschwungenen Schrift. Das Papier riecht sogar noch sanft nach den blühenden Pfingstrosen im Kloster* Lotzko


    Werter Komorsza du Villeaux,


    Euren Brief habe ich versiegelt und sicher erhalten und es hat mich wirklich erfreut von Euch zu hören. Verzeiht, falls meine Antwort verzögert bei Euch erscheint, denn hier in Kronburg erwarten mich schon seit meiner Weihe Lehren und praktische Übungen, sodass mein Kopf sich zum Ende hin nur noch schwer und angestrengt anfühlt (doch dazu komme ich noch). Ich hoffe Eure Reise in Castella verläuft unbeschwert und erfüllt Euch mit Freude und Glück wie meine Reise zur Hauptstadt.


    Kronburg ist eine strahlende und prachtvolle Stadt mit all ihren wundervoll gestalteten Kathedralen und Klostern, das man nur davon träumen könnte so etwas zu erblicken. Besonders die einzelnen Schreine zu den Engel haben es mir angetan mit ihrer bedachten Verzierung und meisterlich gestalteten Statuen, die einen fast glauben lassen, das die Engel tatsächlich uns gerade anschauen und zuhören. Habt Ihr sie vielleicht ebenso schonmal gesehen? Die Ordenshäuser wurden ebenso mit ihnen verziert und eines wurde so erbaut, sodass Sol mit seiner Sonne genau zur Mittagsstunde mit der Sonne am hellsten auf dem Platz um die Wette strahlt - einfach erstaunlich, was sich die Handwerker hier zusammen bastelten. Jedoch muss ich gestehen, dass mir der ganze Prunk etwas zu viel ist. Vielleicht wurde dort ein wenig der Fokus vom Wesentlichen etwas umgeleitet?


    Neben all der Herrlichkeit, die man in den Gotteshäusern spürt, so sieht man ebenso die Schattenseiten der Stadt. Die Menschen sind hier sehr geschäftigt und stets unterwegs auf den lauten Straßen, sind aber trotz dessen sehr gastfreundlich und hilfsbereit, sie lächeln bei jeder Situation das Schicksal optimistisch an, während in den Nebenstraßen es nur so vor Unglück strotzt und die versteckten Gesichter nur misstrauisch und gar bedrohlich anstarren. Doch so ist es wohl in jeder großen Stadt - dort, wo es am schönsten glänzt, so findet man auch Pech, welches den Glanz verschluckt. Ich konnte nicht anders als nur lang zu seufzen bei dem Anblick, die Erinnerungen an damals, die ich dort auf ähnlicher weise erleben durfte, verkrampften mir den Magen zum Teil und so bemühte ich mich den Abt in die sicheren Gassen zu geleiten.


    Der Tag meiner Weihe rückte näher und die Nervosität stieg in mir auf, denn ich musste mich im glorreichen Tempel der Engeln und Iluminor vor Priestern und Bischöfen beweisen, ihnen bei der Prüfung für die Weihe zeigen, das ich fähig bin das Licht zu leiten und zu entfachen. Der Abt erhielt vor mir seine ehrenvolle Weihe zum Bischof, danach sollte ich mich als seine Schülerin meiner Prüfung stellen. An diesem Tag fühlte es sich so an, als würde Aurel mir beiseite stehen und mich mit wissbegierigen Augen unterstützen, denn die Segnungen fielen mir etwas leichter als sonst. Nichtsdestotrotz war ich nach dem Wirken der Segen ziemlich ausgelaugt und hätte sogar im Stehen vor allen Anwesenden einschlafen können. Ich bestand die Prüfung und erhielt am selben Tag noch meine Weihe als Priesterin, bei der ich mich so leicht wie eine Feder fühlte und mich vollkommen den Antworten auf die Rätseln des Herrn hingab. Ich wünschte, ich könnte Euch mein Erlebnis genauer schildern, doch.. die Worte fehlen mir einfach dazu, es war unbeschreiblich... schön und zugleich erfüllend? Ich fühle mich nun eindeutig den Engeln und dem Herrn ein Stückchen näher, die leuchtenden Flammen in mir werden größer und heiter - der Nebel auf meinem Pfad hat sich etwas gelichtet.


    Obwohl ich nicht lange weg sein werde, so erfreut es mich zu hören, das es den Blumen im Kloster weiterhin wohl geht und sogar die Tiere sich dort vergnügen. Ich bin gespannt, ob ich hier und dort das Treiben der kleinen Waldbewohner erhaschen kann. Anscheinend kümmert sich Bruder Arthur doch heimlich um den Garten, das lässt mich schmunzeln. Ich hoffe, Ihr könntet ebenso wie ich diese wohlige Umarmung des Lichts spüren, vielleicht sogar nur einen Funken. Ich konnte neben dem Unterricht auch einige Bücher lesen und mich im Symposium der Medizin dazu gesellen, um mein Wissen darin vertiefen zu können, was ebenso faszinierend war, was man alles von neueren oder verbesserten Methoden lernen konnte. Jedoch sollte ich auch auf mich acht geben, die Lehren als Priesterin und das große medizinische Wissen haben es in sich und lässt mich jeden Abend nur noch das Bett aufsuchen. Es ist eben eine neue Art Segen zu wirken, an welches ich mich noch gewöhnen muss und der Abt ist dahingehend ein wunderbarer Mentor. Ich habe einige Bücher gekauft, sogar Gedichte, die mir gefielen und Romane, die ich Euch gerne zeigen möchte. Ihr habt mehr als nur einen wundervollen Ort für Dichtkunst gefunden, das lässt mich schon fröhlich stimmen.


    Euer Gedicht war sehr passend für einige Schicksale hier in der Stadt, es traf auch auf die reisenden Pilger in den Tempeln zu - sehr interessant und melancholisch! Zu dem Sperling fällt mir auch ein Zitat aus einem Roman ein, der sich mit dem Schicksal des Vogels gut ergänzt:


    So wilde Freude, nimmt auch ein wildes Ende,

    und stirbt im höchsten Sieg,

    wie Feu'r und Pulver im Kusse sich verzehrt.


    Da Ihr nun auf Eurer ersehnten Reise nach Castella aufgebrochen seid, fiel mir dieses Gedicht ein, welches ich einst im Tempel in Carél gelesen habe:


    Ich auf der Erd', am Himmel du,

    Wir wandern beide rüstig zu:

    Ich ernst und trüb, du mild und rein,

    Was mag der Unterschied wohl sein?


    Ich wandre fremd von Land zu Land,

    So heimatlos, so unbekannt;

    Berg auf, Berg ab, Wald ein, Wald aus,

    Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus.


    Du aber wanderst auf und ab

    Aus Ostens Wieg' in Westens Grab,

    Wallst Länder ein und Länder aus,

    Und bist doch, wo du bist, zu Haus.


    Der Himmel, endlos ausgespannt,

    Ist dein geliebtes Heimatland;

    O glücklich, wer, wohin er geht,

    Doch auf der Heimat Boden steht!


    Ein Wanderer und der Mond, sein allseits bekannter Begleiter und doch so still und ruhig. Ich selbst war leider noch nie Castella, nur höchstens an der Grenze, und bete, das die Engel und Iluminor Euch behüten und schützen auf Eurem Weg. Ich muss schon sagen, das Ihr mich jetzt schon neugierig gemacht habt, was Ihr als nächstes planen werdet und freue mich schon auf die spannenden Gespräche mit Euch.


    Ich verbleibe in geschätzter Freundschaft, ruhig und geduldig.


    Gezeichnet,


    Schwester Elenor

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